Zwei von drei Angestellten würden aktuell ihren Job wechseln, wenn der neue mehr Erfüllung verspricht. Jeder dritte sucht sogar aktiv nach einem neuen Arbeitgeber. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsunternehmens Appinio und ein überraschender Nebeneffekt der Corona-Pandemie: Nicht das Bedürfnis nach Sicherheit gewinnt in der Krisenzeit an Bedeutung, sondern das Bedürfnis nach Sinn. – Covid-Klarheit nennen Experten inzwischen das Phänomen, das diese Prioritätsverschiebung im Leben der Menschen beschreibt und weltweit Unzählige dazu bewegt, ihren Job aufzugeben. Den Trend bekommen mittlerweile Unternehmen fast aller Branchen zu spüren.
In Deutschland kommt erschwerend der Fachkräftemangel hinzu: Hier sorgt die demografische Entwicklung nicht erst seit gestern dafür, dass es immer schwieriger wird, qualifizierten Nachwuchs zu finden. Eine Doppelbelastung, die Arbeitgeber zwingt, aktiv um Mitarbeiter zu buhlen.
Strategie zur Mitarbeitergewinnung und -bindung
Im Expert Talk von Saint Elmo’s Tourismusmarketing, siehe Video, erklärt Emanuel Dennis, Strategy Director der Serviceplan Consulting Group, warum es im War of Talents für Unternehmen wichtig ist, zu einer starken Arbeitgebermarke zu werden und welche konkreten Employer-Branding-Maßnahmen dabei helfen.
Employer Branding definiert er als „die identitätsbasierte, intern wie extern wirksame Positionierung eines Unternehmens als attraktive Marke und als glaubwürdiger Arbeitgeber.“ Dazu ist jedoch ein Perspektivenwechsel notwendig: Nicht mehr der Arbeitgeber sollte im Fokus stehen, sondern die Bedürfnisse der Mitarbeiter und potenziellen Bewerber. Die Sinnhaftigkeit der Arbeit, die gemeinsame Vision und die gelebte Unternehmenskultur sind ausschlaggebend geworden. Unternehmen sollten deshalb die „Arbeitgebermarke nicht nur kurzfristig denken, sondern die Unternehmensvision in Bezug auf die Mitarbeiter weiterdenken und so eine Antwort auf die Frage ‚warum gehe ich jeden Tag zur Arbeit‘ bieten“.
Employer Branding in der Tourismusbranche
Ein Beispiel aus der Tourismusbranche präsentieren Cornelius Obier von Project M und Sören Hüppe von InselLust Resort Borkum. Sie zeigen auf, welchen Weg eine Tourismusdestination geht, um die Attraktivität der Arbeitgeber vor Ort zu steigern. Borkum setzt dabei auf eine „sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltige Ausrichtung“, die in der Unternehmenskultur verankert ist. Die Bausteine sind unter anderem geeignete Rahmenbedingungen für Leben und Arbeit der Beschäftigten, mehr Raum zur Selbstverwirklichung, beispielsweise durch freie Arbeitstage, ein familiäres, von Vertrauen und persönlicher Wertschätzung getragenes Betriebsklima und Nachhaltigkeit als identifikationsstiftende Mission.
Mathias Schattleitner, Geschäftsführer bei Schladming Dachstein Tourismus unterstreicht die Bedeutung des Themas „ganzheitliche Nachhaltigkeit“ für die Kommunikation und das Employer Branding touristischer Marken und plädiert dafür, neben den ökologischen Aspekten auch die sozialen und ökonomischen stärker im Blick zu haben. Am Beispiel des Tourismusverbandes Schladming Dachstein zeigt er, dass Employer Branding über reine Recruiting-Kampagnen und Mitarbeiter-Benefits hinausgehen muss. Ebenso wichtig ist es für touristische Destinationen, am Image der Tourismusbranche zu arbeiten, die Vernetzung der Menschen und Betriebe vor Ort zu fördern und die regionalen Arbeitgeber bei der Personalsuche zu unterstützen. Hierfür wünscht sich Schattleitner eine bessere Zusammenarbeit von Bund und Ländern mit den Regionen.
Als Fazit des Expert Talks sieht Verena Feyock, New-Work-Expertin und Geschäftsführerin von Saint Elmo’s Tourismusmarketing die Mitarbeiter als das „wertvollste Vermögen eines Unternehmens“. Beim Employer Branding gehe es darum, Mitarbeiter zu gewinnen, zu binden und zu belohnen. Für Letzteres gebe es gerade in der Tourismusbranche eine Fülle von Möglichkeiten – ein großer Vorteil gegenüber anderer Branchen und ein Potenzial, das genutzt werden will.